11. November 2014,Eichenwald

An einem nebligen, aber trockenen Herbsttag gehen wir den Güttinger Eichenweg.
Das besondere an diesem Wald ist die sehr alte Form der Bewirtschaftung als Mittelwald. In einem Mittelwald werden nur einzelne Bäume – typischerweise Eichen – mit einigem Abstand zueinander zu stattlichen, grossen Bäumen herangezogen, während der Wald dazwischen häufiger geschlagen wird – für kleines Bauholz wie z.B. Pfähle und vor allem für Brennholz.
In früheren Zeiten wurden die Eichen nicht nur des wertvollen Holzes wegen gepflegt, sondern auch als Fruchtbäume geschätzt. Im Mittelalter trieb man die Schweine in den Eichenwald, um sie zu mästen, was ausserdem den Geschmack des Schinkens verbesserte. (Heute können wir zu sehr hohen Preisen Pata-Negra-Schinken aus Spanien kaufen, der im wesentlichen nichts anderes darstellt.) In Notzeiten wurden auch vom Menschen Eicheln als Nahrungsmittel genutzt. Dazu wurden die geschälten und zerstoßenen Eicheln durch mehrmaliges Baden in Wasser allmählich von den wasserlöslichen Gerbstoffen befreit. Danach konnten sie als Mehlersatz für Brei, Gebäck oder als Kaffeeersatz verwendet werden. In der Lohgerberei wurde der hohe Gerbstoffgehalt der Rinde über Jahrhunderte für die Behandlung des Leders genützt.
Der Güttinger Mittelwald ist ein herrlich vielfältiger, lichter Mischwald. Wir sehen Stiel-, Trauben und Spitzeichen, Buchen, Eschen, Ulmen (selten geworden), Fichten, Tannen und Robinien. Allein auf den Eichen leben mehrere Hundert Insektenarten. Neben dem Bunt- und dem Schwarzspecht lebt hier auch der seltene Mittelspecht. Auf den ersten Blick ist er dem Buntspecht ähnlich, aber kleiner, heller und lebhafter.
Von den heimischen Säugetieren entdecken wir nur frische Wildschweinspuren und eine Suhle, aber drei Eichhörnchen in den Baumkronen lassen sich auch in natura beobachten.

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