7. Mai Sägenösch

Die Wildvogel- und Reptilienpflegestation „Sägenösch“ ist am heutigen Sonntag unser Ziel. Am nahen Bach empfangen uns quakende Frösche, ansonsten ist es ruhig oberhalb Kreuzlingen angrenzend an Landwirtschaft und Wald. An dieser exklusiven Führung haben wir Gelegenheit uns einen Einblick in die vielseitige und aufwändige Tätigkeit zu verschaffen. In der Futterküche warten hungrige Schnäbel von noch nackten Nestlingen auf ihre Ration welche alle ein-bis-vier Stunden verabreicht werden muss. Im angrenzenden Reptilienraum reihen sich Terrarien mit Schlangen, Echsen und kleinsten Schildkröten. Leider überlegen sich Tierhalter vor der Anschaffung oft zu wenig wie alt ein Tier werden kann und besonders beim Kauf von Jungtieren wird meist nicht bedacht, dass diese teilweise sehr gross werden und entsprechend mehr Platz benötigen. Dasselbe treffen wir an bei den Schildkröten, unzählige sonnen sich in der grosszügigen Anlage, Wasserschildkröten die auf Lebzeit hier verbleiben, Landschildkröten die ein geeignetes Zuhause suchen – sie strandeten als Fund- oder Verzichttiere in der Auffangstation.
In den Aussenvolieren erholen sich verletzte Greifvögel, zwei verwaiste Graugänse fressen auf ihre Freilassung hin, Jungvögel müssen noch fliegen lernen und dutzende Balkonentli wachsen unter Wärmelampen auf. Der Stadtenten werden jedes Jahr mehr, sie brüten auf Flachdächern und in Blumentrögen auf Balkonen. Wenn die Küken flügge werden „schweben“ sie wo möglich auf die Erde nieder und wandern als Familie zum See, dies oftmals mit Hilfe Freiwilliger oder Polizei wenn stark befahrene Strassen gequert werden. Balkonbrüstungen jedoch sind unüberwindbare Hindernisse, hier muss die Familie eingefangen und transportiert werden. Nicht immer erwischt man die Mutter, so müssen die flauschigen Entlein die nächsten acht Wochen gewärmt und gefüttert werden. Bis sie erste Federn haben lernen sie schwimmen und Futter suchen, erst dann können sie am Weiher oder See ausgewildert werden.
Manuela Reiff weiss viel zu erzählen und hat viele Fragen zu beantworten. Über jedes Tier wird Protokoll geführt vom Eintritt bis zur Freilassung, Neuplatzierung oder Tod. Die Haltung von Wildtieren ist bewilligungspflichtig und es bedarf in vielen Fällen artspezifischer Ausbildung.
Nach der Führung und so viel Aufmerksamkeit teilt sich unsere Gruppe in Heimgänger und Waldgänger. Wir machen uns im nahen Wald ein gemütliches Feuer, braten die mitgebrachten Servelat und Heidi sei Dank, runden wir den Mittag mit einem Kafi ab.

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